MOLLESNEJTA

Mollesnejta heißt auf Quechua "Dort wo Mollebäume stehen". Der Molle-Baum (Chinus molle) ist in den semiariden andinen Hochtälern heimisch und ein relativ schnellwüchsiger immergrüner Baum mit hängenden Ästen, er hat rosarote Früchte in Doldenform (Rosa Pfeffer), ist aufgrund seiner tiefen Wurzeln trockenresistent und ein idealer Bodenverbesserer.

Tuesday, January 22, 2008

SUKZESSIONALE AGROFORSTSYSTEME

ERSTE ERFAHRUNGEN IM TAL VON COCHABAMBA/BOLIVIEN

2001 - 2007

Dr. Noemi Stadler-Kaulich

Bei Korrekturvorschlägen bitte ich um den Kontakt per E-Mail: 0761404338@t-online.de


ZUSAMMENFASSUNG

In diesem Text werden die in den ersten sechs Jahren gemachten

Erfahrungen mit sukzessionalen Agroforstsystemen im semi-ariden

Tal von Cochabamba / Bolivien sowie die Grundsätze dieser

nachhaltigen Landbewirtschaftungsmethoden beschrieben.

Die Tabelle im Anhang enthält einen Vorschlag zur Klassifizierung

der verschiedenen Spezies gemäß der Einordnung im Rahmen

sukzessionaler Agroforstsysteme.

Schlüsselworte: Agroforst, sukzessionale Agroforstsysteme


ABSTRACT

This article describes the first six years of experience of successional

agroforestry in the semi-arid climate of the Valley of Cochabamba in

Bolivia and the basics of this sustainable agronomic method.

In the attachment you will find a first attempt of classification of the

species according to successional agroforestry.

Key words: agroforestry, successional agroforestry.


ORTSBESCHREIBUNG UND RAHMENKONDITIONEN

Das Tal von Cochabamba im Herzen von Bolivien zählt aufgrund seines Klimas zu den semi-ariden Zonen. Die jährliche Niederschlagsmenge im Gemeindebezirk Vinto des Verwaltungsbereiches Cochabamba schwankt zwischen 400 und 900 mm (Montaño Vergara, 2000: 26). Obwohl üblicherweise die Regenzeit im November eines jeden Jahres beginnt und bis Ende März des darauf folgenden Jahres dauert, fällt der Grossteil der Niederschlagsmenge, zumeist als Platzregen und mit großer Heftigkeit, im Januar und Februar. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 18ºC (Boer Rojo 1978: 576). (Siehe auch unter: http://www.maplandia.com/bolivia/cochabamba/quillacollo/vinto)

Die Böden in dieser Region sind verschieden, können sandig bis lehmig sein. Die Hänge der Tunari-Kordillere sind immer sehr steinig. Unter Bewässerung kann das ganze Jahr über Landwirtschaft betrieben werden. Hauptanbaukulturen sind Mais, Gemüse, Blattsalate und in wachsenden Mengen Blumen. Es gibt ebenfalls Obstanlagen und Milchwirtschaft. Zur Rinderfütterung werden Futtermais und Luzerne angebaut. Vor allem die kleinbäuerlichen Familien in der Region der Tunari-Kordillere halten ein oder zwei Kühe mit Kalb zur Bereicherung der täglichen Nahrung und als Geldanlage. Die Rinder werden zum Weiden bevorzugt auf die frei zugänglichen Berghänge getrieben. Diese Hänge zeigen deshalb oberhalb des Bewässerungskanals schwere Überweidungsschäden. Abgesehen von einigen wenigen Mollebäumen (Schinus molle), Chacatea- (Dodonaea viscosa) und gelbblühenden Dornenbüschen (Acacia aroma) gibt es nur eine dürftige Grasvegetation, die in den Trockenzeitmonaten von den Weidetieren bis auf die Steine heruntergefressen ist.

Mitte 2000 war die Umzäunung eines mehrere Hektar großen Grundstücks im Tal von Cochabamba, Provinz Qillacollo, Gemeindebezirk Vinto, drei Kilometer westlich von Pairumani in Hanglage oberhalb des obersten Bewässerungskanals auf einer Höhe zwischen 2.650 und 2.750 über NN abgeschlossen. Dieses Grundstück, genannt MOLLESNEJTA, hatte etwa 10 Jahre lang brach gelegen, war dafür umso intensiver von den Rindern des nahe gelegenen Dorfes als Weide genutzt worden. Durch die intensive Beweidung zeigte der Boden schwerste Degradierungsschäden. Keinerlei Bewuchs außer einigen Chacatea-Büschen (Dodonaea viscosa), Molle- (Schinus molle) und Chirimollebäumen (Fagara coco, Synonym Zanthoxylum coco), allesamt durch die Feuerholzsuche der benachbarten Bevölkerung stark zurückgestutzt. Der Boden selber präsentierte sich vollständig vegetationslos als Stein- und Geröllhalde.

Ein Jahr nach vollendeter Einzäunung mit fünf horizontalen Reihen Stacheldraht, wodurch den Weidetieren der Zugang verwehrt war, konnte eine erstaunliche Wiederbelebung der autochtonen Pflanzenarten beobachtet werden, darunter die T’hola (Baccharis dracunculifolia, Asteraceae), aber auch verschiedene Heilkräuter, die durch die intensive Beweidung in der Region bereits ausgestorben schienen wie: Wira Wira (Achyrocline ramosissima Britton ex Rugby, Asteraceae), Kishuara (Buddleja tucumanensis Griseb., Buddlejaceae), Khatari papa (Asterostigma pavonii Schott, Araceae), Muni Muni (Bidens pseudocosmos Sherff, Asteraceae), Tian Tian (Trixis aggregata Rusby, Asteraceae) und andere, von denen nur ihre einheimischen Namen in der Quechua Sprache bekannt sind: Nujchu und Rara Rara.

GRUNDSÄTZE SUKZESSIONALER AGROFORSTSYSTEME

Um die Bodenfruchtbarkeit auf dem Gelände zu verbessern und in der Absicht Obstbäume zu pflanzen wurde ein Versuch mit einem sukzessionalen Agroforstsystem begonnen. Sukzessionale Agroforstsysteme ist eine ganzheitliche Anbauform die sich auf Naturbeobachtungen begründet. Diese Bodennutzungsart zielt auf Produktion innerhalb eines Pflanzenverbundes, das möglichst dem lokalen Ökosystem entspricht. Dadurch kommt es zu einer Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, des Nährstoffaufschlusses und der Wasserspeicherkapazität. Die Praxis sukzessionaler Agroforstsysteme versucht die Natur nachzuahmen, wo das Erdreich niemals nackt Sonne, Wind und Regen ausgesetzt ist und keine Art monokulturgleich mehrmals an der gleichen Stelle vorkommt, sondern die verschiedenen Pflanzenarten sich symbiotisch einander unterstützen und gegen Erkrankung und Parasiten schützen.

Das Grundprinzip der sukzessionalen Agroforstsysteme besteht demnach darin, an einem bestimmten Ort möglichst viele verschiedene lokale Pflanzenarten in einem Konsortium mit solchen auszupflanzen, die sich an den Standort anpassen können und organisches Material, bzw. Früchte liefern, also ökonomisch wertvoll sind. Durch die (fast) gleichzeitige Auspflanzung oder Aussaat dieser Pflanzenarten, die in einer natürlichen Brache in einer bestimmten Reihenfolge (Sukzession) hintereinander auftreten würden, in einer großmöglichsten Dichte, ist in der sukzessionalen Agroforstparzelle eine größere Entwicklungsdynamik zu beobachten als in der natürlichen Regeneration einer Brache. Die in sukzessionalen Agroforstsystemen genutzten Pflanzenarten werden, je nach Lebensdauer und ihrem Vorkommen in der natürlichen Artenfolge, in Pionierpflanzen, Sekundärpflanzen und Primärpflanzen eingeteilt. Die Pionierarten haben einen Lebenszyklus von bis zu 6 Monaten. Der Lebenszyklus der Sekundärarten I beträgt zwischen 6 Monaten und 2 Jahren, bei den Sekundärarten II zwischen 2 und 15 Jahren und den Sekundärarten III zwischen 15 und 80 Jahre. Die Primärarten überdauern länger als 80 Jahre (Milz 1997: 44 – 45). Zu den Pionierarten gehören beispielsweise Gräser und Getreidesorten. Die Sekundärarten I sind meistens Kräuter und kleinwüchsige Sträucher, während zu den Sekundärarten II höhere Sträucher und kleinere Bäume zählen. Sekundärtarten III sind Bäume und Kakteen, während Primärarten in der Regel ausladende Bäume sind. Über diese Einordnung hinaus lassen sich die einzelnen Arten auch durch ihre Wuchshöhe, bzw. durch den Stratus unterscheiden: Hochwachsend, groß, mittelwüchsig, niedrig. In einer sukzessionalen Agroforstparzelle sollten, so wie in der Natur zu beobachten, etwa 10% zu den hochwachsenden Arten, 20% zu den großwüchsigen, 25% zu den mittelwüchsigen und 45% zu den niedrigwachsenden Arten gehören, bzw. einen Schnitt erhalten, der diese Wuchsform unterstützt.

Die Pflegearbeiten in der sukzessionalen Argroforstwirtschaft, neben Aussaat und Pflanzung, besteht in der zeitgemäßen Ernte der Pionierarten und in der Schnittarbeit an den Büschen und Bäumen. Austreibende Pflanzen üben auf die Nachbarpflanzen einen dynamischen Effekt aus, der gut beobachtet werden kann. Auf ähnliche Art und Weise beeinträchtigen Pflanzen, die ihren Lebenszyklus abgeschlossen haben, die Entwicklung des Pflanzenkonsortiums in der Parzelle. Deshalb ist wichtig, dass die Ernte des Getreides und anderer Pionierarten, die zur Dynamisierung der Pflanzenentwicklung in der Parzelle ausgebracht werden, in der Milchreife geschieht. So können die Pionierarten, wenn ihr Lebenszyklus abgeschlossen ist, keine Degradation bei den Sekundär- und Primärarten in derselben Parzelle verursachen (Milz 1997: 40).

Ein Teil der Sekundärpflanzen werden in der Absicht gepflanzt die Entwicklung der Parzelle zu unterstützen und mit ihrem Schnittmaterial den Boden zu mulchen. Deren regelmäßiger Rückschnitt provoziert einen kräftigen Neuaustrieb, der wiederum eine gewisse Dynamik in die Parzelle einbringt. Das Mulchmaterial verhindert Evaporation, schützt gegen brennende Sonnenstrahlen, Wind- und Wassererosion. Durch seine Zersetzung ernähren sich die Bodenlebewesen und erhöht sich die Wasserspeicherfähigkeit des Erdreiches. Die Obstbäume in der Parzelle bekommen nur den jeweiligen Erziehungs-, bzw. Erhaltungsschnitt. Des weiteren sollte daran gedacht werden, dass die produktiven Arten in den Trockenzeiten der ersten drei Jahre eine, je nach Art, Bodenbeschaffenheit und anderen Rahmenbedingungen eine (selektive) Bewässerung benötigen.

Trotz schwieriger Ausgangsbedingungen, vor allem hinsichtlich der Bodenqualität, kann eine solcherart geführte sukzessionale Agroforstparzelle innerhalb von 6 Jahren ein Wäldchen hervorbringen, in dem Tuna, Guayava und Zitrusbäumchen Früchte tragen. Eine natürliche Entwicklung, ohne Unterstützung durch die Aussaat und zeitgerechte Ernte von Pionierarten sowie den erforderlichen Schnittarbeiten, hätte für dieselbe Entwicklung eine längere Zeitspanne benötigt. Dies wird auch das dynamische Prinzip der sukzessionalen Agroforstsysteme genannt.

Sukzessionale Agroforstsysteme stellen eine nachhaltige Landnutzungsmethode dar, in der jeder Baum, durch seine Symbiose mit anderen Arten und im Zusammenspiel mit den Pflegearbeiten des Menschen, „seinen“ Platz einnimmt. Das Wissen um die Aussaat oder die Auspflanzung einer Art an einen bestimmten Ort und in Nachbarschaft zu welchen anderen Arten, sowie die artgemäßen Schnittarbeiten zum richtigen Zeitpunkt sind das „Geheimnis“ erfolgreich geführter sukzessionaler Agroforstsysteme und lässt sich nur durch die eigene praktische Beschäftigung mit dieser Materie erreichen, denn jeder Standort hat spezifische Bedingungen hinsichtlich Boden und Klima.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass sukzessionale Agroforstsysteme seit 12 Jahren erfolgreich bei der Kakaoproduktion im Alto Beni/Bolivien eingesetzt werden. Der Unterschied sukzessionaler Agroforstsysteme im tropischen Tiefland gegenüber denjenigen im semi-ariden Hochland besteht vor allem darin, dass in den humiden Tropen bis zu 150 verschiedene Arten in einer Parzelle stehen können, während in trockenen Höhenlagen nur etwa 50 in Frage kommen. Und während im tropischen Tiefland die natürliche Regeneration in der Parzelle sehr ausgeprägt ist, beschränkt sich diese im semi-ariden Hochland auf ein paar wenige autochthone Strauch- und Baumarten wie Chacatea (Dodonaea viscosa), Thola (Baccharis dracunculifolia), Molle (Schinus molle) und Chirimolle (Fagara coco, sinónimo: Zanthoxylum coco).

BESCHREIBUNG DER ERFAHRUNGEN AUF EINER PARZELLE

Unter den klimatischen und geologischen Bedingungen der Höhentäler von Bolivien gelten als Pionierpflanzen, die Dynamik in das Konsortium einbringen: Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Erbsen, Bohnen, Sonnenblumen u.v.a. Neben der Produktion von Nahrungsmitteln fördern sie die Entwicklung aller Arten in einer Parzelle und ihre Stängel mulchen den Boden. Autochthone Pioniere sind verschiedene Gräser wie das
rot blühende Gras Melinis repens und einjährige Kräuter.

Als Sekundärarten I gelten vorwiegend einheimische zweijährige Kräuter. Auch unter den Sekundärpflanzen II sind autochthone Arten zu nennen wie Chacatea (Dodonaea viscosa), Thola (Baccharis dracunculifolia), Guaranwayu (Tecoma cochabambensis, ein Busch oder kleiner Baum, dessen Zweige gerne zum Korbflechten genutzt werden) und K’aralahua (Nicotiana sp.). Nutzpflanze in dieser Kategorie ist z.B. die Brombeere. Ein Schnittbaum die Akazienart A. albata. Zu den Sekundärarten III, die in dieser Region heimisch sind zählen Molle (Schinus molle) und Chirimolle (Fagara coco). Nutzarten in dieser Kategorie sind fast alle Obstarten und die Kaktusfeige (Opuntia Ficus-indica).

Im Januar 2001 wurde auf dem Grundstück im Tal von Cochabamba auf sehr steinigem Grund und in einer Größe von rund einem Viertel Hektar eine erste sukzessionale Agroforstparzelle installiert. In vorbereitete Pflanzlöcher von 50 cm Tiefe und 50 cm Durchmesser, die bereits mit einer Mischung aus lokaler Erde, Mutterboden, Torf und Sand gefüllt worden waren, wurden die Primärpflanzen und die produktiven Sekundärarten gesetzt. Die weiteren Pflanzen wurden direkt ausgepflanzt. Primärpflanze waren 15 Olivenbäumchen (Olea europeae), aus Stecklingen gezogen, jeweils die Hälfte von Mutterpflanzen in Argentinien und Chile. Diese wurden in einem Abstand von 10 Metern gepflanzt. Sekundärarten waren verschiedene Fruchtsorten wie Zitrus (Citrus aurantium, Citrus limon), Feige (Ficus carica), Guyava (Psidium guajava) und Kakteenfeige (Opuntia Ficus-indica). Zudem eine große Anzahl Jacaranda-Bäumchen, Akazien (Acacia floribunda, Acacia melanoxinum, Acacia nigra, Acacia albata), Tipa (Tijuana tipu/Machaerium acutifolium), Sina Sina (Parkinsonia acuelata) und drei Eukalyptusexemplare am Rand der Parzelle. Einige Mollebäume und Chacateabüsche haben sich selbst innerhalb der Parzelle ausgesät (natürliche Regeneration) und wurden in das Konsortium aufgenommen. Als die Bäume gepflanzt waren, wurde in die Zwischenräume Pionierarten ausgesät, um den Boden zu bedecken, den Anteil an organischem Material zu erhöhen, die Bodenlebewesen zu unterstützen, insgesamt die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und die Entwicklung in der Parzelle zu dynamisieren. Die Mischung der Pionierarten, die in den ersten drei Jahren in der Parzelle ausgesät wurde bestand aus Gerste (Hordeum vulgare), Hafer (Avena sativa), Erbsen (Pisum sativum), Sonnenblumen (Helianthus annuus) und Phacelia (vicia ssp).

Die Erfahrungen mit der Parzelle eines sukzessionalen Agroforstsystems wurden mit Abschluss des ersten Jahres, d.h. im Juli 2002[1], als sehr positiv bewertet. Die Entwicklung aller Arten war stark, es traten keine Krankheiten und kaum Schadinsekten auf und es gab kaum Ausfall. In der Trockenzeit des dritten Jahres (2003) gab es heftige Attacken der Blattschneideameisen. Einige Bäumchen wurden innerhalb von einer Nacht kahlgefressen, was wiederum einige nicht überlebt haben. Zuerst wurden große Anstrengungen gegen diese schwarzen Blattschneideameisen unternommen. Es wurde Baumleim ausgebracht und die Ausscheidungen entfernt gelegener anderer Nester gesammelt und um die Baumscheiben von Jungbäumen, die bereits attackiert wurden oder in der Gefahr waren attackiert zu werden, gestreut[2]. Mit der Zeit konnte jedoch beobachtet werden, dass die Blattschneideameisen besonders dort aktiv wurden, wo dem Boden Humus fehlte. Zudem scheinen besonders solche Bäume attackiert zu werden, die an einer für sie unvorteilhaften Stelle ausgepflanzt worden waren und sich nicht artgerecht entwickeln konnten. Statt weiter gegen die Blattschneideameisen zu kämpfen, wurde daraufhin versucht sie als Helfer zu gewinnen, indem vermehrt Pionierarten ausgesät wurden, deren Grünteile die Blattschneideameisen in ihren Nestern wiederum zu Humus verarbeiten.

Die Pflegearbeiten in der sukzessionalen Agroforstparzelle beinhalten die Aussaat und Ernte der Pionierarten, die Schnittarbeiten und die selektive Bewässerung.

In den ersten drei bis vier Jahren, je nach Bedarf der Flächennutzung zwischen den Jungbäumen und der Kronenentwicklung, sollten in die sukzessionale Agroforstparzelle Pionierarten ausgesät und im Milchreifestadium geerntet werden. Deren Stängel sollten dabei als Mulch auf dem Boden der Parzelle verbleiben.

Der Schnitt der Bäume erfolgt je nach den Erfordernissen ihrer Art: Die fruchttragenden Primär- und Sekundärarten erhalten in den ersten Jahren in den kühlen Trockenzeitmonaten Juni, Juli oder August ihren Erziehungs- und später in dieser Jahreszeit ihren Erhaltungsschnitt. Die nicht fruchttragenden Arten werden so geschnitten, dass sie die Entwicklung der fruchttragenden Arten unterstützen. Das bedeutet, dass dem Zitronenbäumchen ein ihn überragender Schattenbaum belassen wird. Andere dagegen, wie z.B. die Feige, bevorzugen das volle Sonnenlicht, so das deren benachbarte nichtfruchttragenden Sekundärarten auf die Höhe des Feigenbaumes zurückgeschnitten werden. Zwischen den beiden wird sich ein Wachstumswettbewerb entfalten, der, entfacht durch den Wideraustrieb der Sekundärart, die Entwicklung der Feige stärkt. Der Jacaranda zum Beispiel ist eine nichtfruchttragende Sekundärart, die jegliche Schnittform verträgt. Man kann ihn, durch Schneiden von Verzweigungen, zum geraden Wuchs nach oben genauso anhalten, wie ihn in Höhe derjenigen Bäume kürzen, die durch seinen Wideraustrieb in ihrem Wuchs stimuliert werden sollen. Genauso gut kann er als Busch geschnitten werden, der besonders vorteilhaft den Boden vor Sonneneinstrahlung und Regenschauern schützt. Andere Arte, wie z.B. die Akazien sollten lieber ihrer natürlichen Form nachempfunden geschnitten werden. Die größten Schnittmaßnahmen bei den nichtproduktiven Sekundärarten sollte in den kühlen Trockenzeitmonaten Juni, Juli oder August durchgeführt werden. In den anderen Monaten können nach Bedarf kleinere Schnittarbeiten getätigt werden. Das Schnittmaterial wird zerkleinert und als Mulch auf die Baumscheiben der benachbarten Bäume oder das Erdreich der Parzelle gelegt. Dadurch wird nicht nur der Boden vor Erosion geschützt und die Bodenlebewesen genährt, sowie die Wasserspeicherkapazität des Bodens erhöht, sondern auch der Austausch zwischen benachbarten Pflanzen unterstützt.

Im ersten Jahr benötigen alle Obstbäume während der Trockenzeit eine gewisse Menge an Beregnungswasser. In den darauffolgenden Jahren wird nur noch nach Bedarf gegossen. Am besten lässt sich die Bewässerung mit einem Eimer ausführen, wobei das Wasser stets an den Fuß der Pflanze aufgebracht wird. Je nach Dichte von Auspflanzung und Saat der Pionierarten als auch der Dicke der Mulchauflage, beides gewährt einen guten Schutz vor Sonneneinstrahlung und austrocknenden Winden, ist die Bewässerungsarbeit nur mäßig.

Unter den klimatischen Bedingungen im Tal von Cochabamba sind bevorzugt die autochthonen Arten wie Molle, Jacaranda, Chacatea- und Thola-Busch in sukzessionalen Agroforstsystemen als Aufzuchthilfe der fruchttragenden Arten einzusetzen. Alle oben genannten Arten vertragen den Rückschnitt gut und treiben problemlos je nach Schnittführung entweder am Stamm oder aus der Wurzel wieder aus, ihr Schnittmaterial versorgt die Parzelle mit Mulch und sie sind sehr resistent gegen Trockenheit, Krankheiten und Insektenbefall. Der Schatten, den sie den Nachbarpflanzen gewähren, ist ein Halb- bis Dreiviertelschatten, ausgenommen Jacaranda, der gegen Ende der Trockenzeit seine Blätter verliert. Molle, Chacatea und Thola vermehren sich durch Wildaussaat, Jacaranda kann relativ leicht im Gewächshaus gezogen werden. Die verschiedenen Akazienarten haben sich zwar gut an die Bedingungen in der Parzelle anpassen können, nicht jede eignet sich jedoch für ein sukzessionales Agroforstsystem. Die Akazienarten A. saligna, A. melanoxila y A. floribunda eignen sich gut für eine solche, da sie Schnitt im allgemeinen gut vertragen und viel Blattmasse produzieren, die wiederum als Mulch genutzt werden kann. Die Akazienart A. albata ist nicht besonders schnitttolerant und produziert wenig Schnittmaterial. Genauso wie die Akazienart A. nigra, die aufgrund ihres rapiden Höhenwachstums in einer sukzessionalen Agroforstparzelle schwer zu kontrollieren ist und aufgrund ihrer filigranen Blättern und einem weiten Astabstand wenig Mulchmaterial ergibt. Diese beiden letzteren Akazienarten können deshalb nicht für sukzessionale Agroforstsysteme empfohlen werden. Es wurde zudem die Erfahrung gemacht, dass außer der Akazienart A. albata alle anderen oben angeführten Akazienarten, wohl aufgrund des warmen Klimas, kein fruchtbares Saatmaterial liefern.

Der Ginster, obwohl sehr trockenresistent, mit gutem Wuchs und Stickstoffbinder, weist als Mitglied im Konsortiums der beschriebenen sukzessionalen Agroforstparzelle fast durchgehend einen Befall mit schwarzen Blattläusen auf, die von großen, schwarzen Ameisen gemolken werden. Es ist nicht bekannt, ob der Ginster in dieser Parzelle die Funktion erfüllt, diese Insekten anzuziehen und somit den Befall anderer Pflanzen zu verhindern, oder ob dieser Befall, der bis dato keinerlei ökonomischen Schaden angerichtet hat, in dieser Parzelle unter Abwesenheit von Ginsterpflanzen gar nicht auftreten würde. Da das stängelige Schnittmaterial des Ginsters nicht wirklich den Boden bedeckt noch sich zügig zersetzt, wäre anzuraten den Ginster in einem zweiten Versuch nicht in das Pflanzenkonsortium für eine sukzessionale Agroforstparzelle mit aufzunehmen.

ABSCHLIESSENDE ZUSAMMENFASSUNG

Der Versuch der Installation einer sukzessionalen Agroforstparzelle im Tal von Cochabamba/Bolivien, fiel bislang, nach insgesamt sechs Jahren, trotz der Beschränkungen hinsichtlich Klima, Bodenfruchtbarkeit und in Frage kommender Pflanzenarten recht positiv aus. Die Entwicklung der verschiedenen Arten war, trotz mäßiger Wasserzufuhr, nicht nur artgerecht, sondern weist eine gewisse Synergie auf. Es konnte beobachtet werden, dass Dank der permanenten Mulchschicht, die durch den Schnitt geeigneter Baumarten im Pflanzenkonsortium, der Boden vor negativen Einflüssen geschützt ist und dadurch lange feucht bleibt, wodurch wiederum die Notwendigkeit zur Bewässerung vermindert ist. Die Zersetzung des Schnittmaterials führt zu einer Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, wodurch die Pflanzen zu einem gesunden und kräftigen Wachstum angeregt werden.

REVISIÓN BIBLIOGRÁFICA

1. BOERO ROJO, H. 1978. Enciclopedia Bolivia Mágica. La Paz.

2. MILZ, J. 1997. Guía para el Establecimiento de Sistemas Agroforestales en

Alto Beni, Yucumo y Rurrenabaque. La Paz.

3. MONTAÑO VERGARA, J. D. 2000. Monografía de Vinto, Cochabamba.

ANHANG:

Tabelle mit Auflistung der Pflanzenarten in MOLLESNEJTA/Tal von Cochabamba/Bolivien

Vorschlag einer Klassifizierung für sukzessionale Agroforstsysteme

Pionierarten (Lebenszyklus von 2 – 6 Monaten)

EINHEIMISCHER NAME

WISSENSCHAFTLICHER

NAME

FAMILIE

STRATUS

Maíz

Zea mais

Gramineae

Hochwachsend

Girasol

Helianthus annuus

Asteraceae






Fríjol verde

Vicia

Fabaceae

Gross

Tarwi

Lupinus bandelierae

Fabaceae


Arbeja

Pisum sativum

Fabaceae


Cebada

Hordeum vulgare

Gramineae


Tomate

Lycopersicon lycopersicum

Solanaceae






Artemisia

Artemisia annua

Compositae

Halbhoch


Cucurbitiella asperata*



Wira Wira*

Achyrocline ramossisima

Compositae


rot blühendes Gras*

Melinis repens







Papa

Solanum tuberosum

Solanaceae

Niedrig

Misi ningri*

Portulacca sp

Portulacaceae



Pasiflora foetida*




Solanum chamaesarachidium*

Solanaceae


Quilquiña*

Porophyllum ruderale







* Plantas nativas en la zona/regeneración natural

Especies secundarias I (6 meses a 2 años de ciclo de vida)

EINHEIMISCHER NAME

WISSENSCHAFTLICHER

NAME NOMBRE CIENTIFICO

FAMILIE

STRATUS

Pasto cedrón

Citrus limonum

Gramineae

Hochwachsend

Cañahueca


Gramineae






Ch’awqu mayu*

Cleome boliviensis


Gross





Katari papa*

Dynandrospadix vermitoxicus


Halbhoch








Niedrig





Especies secundarias II (2 hasta 14 años de ciclo de vida)

EINHEIMISCHER NAME

WISSENSCHAFTLICHER

NAME

FAMILIE

STRATUS





Acacia nigra

Acacia nigra


Hochwachsend





Karalawa



Gross

Acacia

Acacia melanoxila



Acacia

Acacia floribunda



Acacia

Acacia saligna



Sauco

Sambucus nigra

Caprifoliaceae






Acacia

Acacia albata


Halbhoch

Chacatea*

Dodonaea viscosa



Guaranwayu*

Tecoma cochabambensis



Ch’awqu mayu*

Cleome boliviensis

Capparaceae


Qára lawra*

Nicotina glauca

Solanaceae


Andrés huaylla*

Cestrum parqui

Solanaceae


Retama

Spartium junceum



Ricino

Ricinos communis



Mora

Rubus boliviensis



Tusca, Siao, Quiñe

Acacia aroma

Mimosaceae


Kishuara

Buddleja tucumanensis

Verbenae


T’hola*

Baccharis dracunculifolia

Compositae


Llave

Hyaloseris quadriflora











Chunqa-chunqa*

Salvia haenkei


Niedrig


Rebutia neocummingii*




Solanum hieronymil*

Solanaceae



Lippia suffruticosa



Jamillo*

Phrygilanthus cuneifolius


Baumparasit





Especies secundarias III (15 hasta 80 años de ciclo de vida)

EINHEIMISCHER NAME

WISSENSCHAFTLICHER

NAME

FAMILIE

STRATUS

Molle*

Chinus molle


Hochwachsend

Chirimolle*

Zanthoxylum coco



Jacaranda*

Jacaranda mimosifolia



Llamarada de bosque

Spathodea campanulata



Pino

Pino, diferentes especies







Moto moto*

Tecoma sp


Gross

Moto moto doble

Tecoma stans



Nispero

Eryobotria



Kewiña

Polylepis incana



Pacay

Inga sp



Lloque

Kageneckia lanceolata



Tipa

Tijuana tipu







Manzano

Malus sylvestris

Rosaceae

Halbhoch

Pera

Pyrus communis

Rosaceae


Chirimoya

Annona cherimola

Annonaceae


Guayava

Psidium guajava

Myrtaceae


Ciruelo

Prunus armeniaca

Rosaceae


Durazno

Prunas persica

Rosaceae


Membrillo

Cydonia oblonga

Rosaceae


Higo

Ficus carica

Moraceae


Uva

Vitis vinifera

Vitaceae


Limón

Citrus limon

Rutaceae



Cydonia oblonga*







Tuna*

Opuntia Ficus-indica


Niedrig

Savila/Aloe

Aloe babardensis



Especies primarias (mayor a 80 años de ciclo de vida)

NOMBRE COMUN

WISSENSCHAFTLICHER

NAME

FAMILIE

STRATUS

Chilijchi

Eritrina falcata


Hochwachsend

Eucalipto

Eucalyptus

Myrtaceae


Palta

Persea americana

Lauraceae






Nuez Nogal/Walnuss

Juglans regia

Juglandaceae

Gross

Árbol de olivo

Olea europaea

Oleaceae


Fresno

Fraxinus










Halbhoch



[1] In Bolivien, das auf der Südlichen Erdhalbkugel liegt, beginnt das landwirtschaftliche Jahr im August und endet im Juli des darauffolgenden Jahres.

[2] Die Blattschneideameisenkolonien markieren mit ihren Ausscheidungen ihr Territorium um ihr jeweiliges Nest, weshalb sie Plätze, an denen Ausscheidungen anderer Kolonien liegen, meiden.

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